niedziela, 5 lutego 2017

Mielno-Impressionen: Die Klage

Die Klage

„Warum verschmähst du mich?“,
fragt der Ausblick und klopft ans Fenster.

„Ich bin Meer, Strand, Baum,
der am Horizont gleitende Vogel,
das sich verfärbende Blatt,
das kleine Haus mit dem roten Dach,
das händchenhaltende Pärchen
und der es umtänzelnde Hund.

Ich ermuntere dich, hinauszuschauen,
indem ich Himmelsschein in Rosa und Orangetönen bilde,
an dem die Sonne hinauf- und hinabklettert.

Manchmal übergieße ich die Landschaft auch mit milchigem Nebel
und komme dir näher, dieser Fensterscheibe,
die uns trennt.

Ich rufe dir zu mit Wellenschlagen, Vogelgesang,
Laubgeraschel und Hundegebell.

Tut es dir nicht leid, wenn du dich abwendest
und den Blick auf den eigenen Alltag richtest – 
Tee aufbrühst, Mahlzeiten zubereitest,
dich in einem dicht verschlossenen Bad wäschst
oder schläfst?

Auch die Sterne hungern nach einem aufmerksamen Zuschauer,
der ihren Auftritt auf der nächtlichen Bühne bewunderte.

Was bleibt mir übrig?

Ich muss mich damit begnügen,
dass du nur von Zeit zu Zeit zu mir hinüberschielst,
mir einen minutenlangen Blick schenkst
oder nur kurz bei einem kleinen Detail verweilst.

Ich akzeptiere dies nur um
meines Daseins willen.


14.10.15 Mielno

aus dem Polnischen von Anna Zamolska

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